Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran und Alternativen
Hier ist mein ganz persönlicher Bericht zur Alpenüberquerung auf dem Fernwanderweg E5 Oberstdorf nach Meran. Und mit Anmerkungen, was ich beim nächsten Mal anders machen würde bzw. welche alternativen Strecken und Übernachtungsmöglichkeiten es gibt.
Mein persönliches Fazit vorweg: Absolut lohneswert, tolle Etappen und wahrsinnige Eindrücke. Die Alpen halt… Das nächste Mal würde ich ein paar Tage mehr einplanen und dann aber die von mir vorgeschlagenen alternativen Etappen gehen.
So wie wir den E5 gegangen sind, kann man ihn auch problemlos alleine wandern, jedoch in vielen Tälern und auf vielen Hütten kein Handy-Empfang, da sehr abgelegen. Einträge in die Hüttenbücher sind dann Pflicht.
Tag 1 – Köln > Anreise Oberstdorf > Taxi nach Spielmannsau > Aufstieg Kemptener Hütte
Wir – meine Wanderpartnerin Gaby und ich – starten dem Auto um 5:00 Uhr in Brühl bei Köln und sind nach ca. 6 Std. in Oberstdorf. Das Auto parken wir auf dem Parkplatz P2. Kurz Umziehen den gepackten Rucksack auf den Buckel und auf geht es mit dem Taxi nach Spielmannsau. Von dort aus wandern wir zur Kemptener Hütte über eine schönes Seitental. Erstaunlicherweise liegt hier noch Anfang September immer noch Schnee. Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir die überfüllte Hütte.
Kosten: Taxi Spielmannsau 12 Euro pro Person
Bewertung der Etappe: 870 hm Aufstieg, 0 hm Abstieg, Zeit 2:30 Std. (Angabe: 3:00 Std.), geringe konditionelle Anforderung, kaum Trittsicherheit erforderlich
Bewertung Kemptener Hütte: Massenbetreib, mehr Hotel, keine typische Hütte, nicht schön und zu meiden. Das Essen ist dem entsprechende…
Noch ein Hinweis zur Kemptner Hütte: Die Hütte ist am Wochenenden tierisch überlaufen, da sich hier verschiendene große Wanderwege kreuzen und viele Bergschulen den E5 am Wochenende anfangen zu begehen. Hier immer reservieren!! Wenn möglich in der Woche und nicht Freitags oder am Wochenende starten!!
Alternative Route: Start in Spielmannsau (bzw. Oberstdorf dann 8 Std. statt 6 Std.) über Kemptener Hütte nach Holzgau, um in Holzgau zu übernachten.
Tag 2 – Kemptner Hütte > Abstieg Holzgau > Taxi Talstation Materialbahn Memminger Hütte > Aufstieg Memminger Hütte
Nach einer unruhigen Nacht im Matrazenlagen – trotz Ohrstöpseln – geht es heute morgen einwenig Bergauf (130 hm) zum Mädelejoch und dann abwärts nach Holzgau, anfangs etwas steiler später sanft. In Holzgau suchen wir Sonntags vergeblich eine offene Bäckerei… :-((. Also ab mit dem Taxi zur Talstation der Materialseilbahn der Memminger Hütte in Madau bevor die ganzen Bergschulen kommen. Jetzt durch ein schönes und wildes Tal zweieinhalb Stunden rauf zur Memminger Hütte. Zwischendurch sehen wir Steinböcke. Leider regnet es den ganzen Tag leicht. Nicht so schlimm dank guter Sachen und so haben wir die GoreTex-Klamotten nicht umsonst mit genommen. Bei der Dämmerung am Abend an der Hütte sehen wir über fünfzig (!!) Steinböcke in der Nähe. Noch nie habe ich so viele auf einem Haufen gesehen. Der Hüttenwirt meint, die kämmen immer herrunter, wenn das Wetter so schlecht sei. Unser Glück, daß es geregnet hat.
Kosten: Taxi Holzgau nach Madau 12 Euro pro Person
Bewertung der Etappe: 940 hm Aufstieg, 870 hm Abstieg, Zeit: 2:25 Std. das Teilstück nach Holzgau (Soll: 3:00 Std.) und 2:30 Std. für den Aufstieg zur Hütte (Soll: 3:00 Std.), mittlere konditionelle Anforderung, kaum Trittsicherheit erforderlich
Bewertung Memminer Hütte: große aber sehr schöne, moderne und saubere Hütte mit neuem Holzausbau, die an Samstags, Sonntags und Montags sehr voll sein kann, junges und nettes Hüttenteam, zu empfehlen! Essen und Preise in Ordnung. Reservieren!!
Alternative Route: Von Holzgau zur Talstation der Materialseilbahn zu gehen. ca. 15 km erst im Tal dann immer leicht Bergauf, teilweise Teerstrasse. Zusätzliche Dauer: ca. 3-4 Std. Empfiehlt sich, wenn man in Holzgau übernachtet hat.
Tag 3 – Memminger Hütte > Abstieg Zams > Bergfahrt mit Seilbahn > Galflun Alm/Lärscher Lalm
Fast als erste – nur eine Bergschule, die wir schnell eingeholt haben, und ein Einzelgänger ist vor uns – starten wir zu der nächsten Ettape von der Memminger Hütte rauf zur Seescharte und dann der lange Abstieg nach Zams. Erste Stunde ist der Abstieg etwas steiler, dann wird es für ca. eine Stunde flacher und man kann sich erholen, bis es dann zum Finalenabstieg nach Zams kommt, der teilweise auch steil ist und sich zieht. Teilweise hat man nach rechts eine grandiosen Tiefblick von einem recht breiten Weg, jedoch nach rechts runterfallen wäre nach einem 300-400m tiefen Sturz absolut tödlich. Also noch einmal konzentrieren. In Zams angekommen nervt mich der Verkehr und krach so das ich meine Wanderpartnerin nerve und wir schnell weiter zur Zamser Schihütte mit der Gondel rauffahren. Dort angekommen verlassen wir die Lokalität aber schnell wieder (Grund s. Anmerkung) und fahren von der Mittelstation, am der die Hütte liegt, weiter rauf zur Bergstation. Von dort gehen wir dann zur super schönen Galflunhütte und übernachten dort. Es gibt eine leckere riesen Protion Käse-Spätzle mit frischem Salat, die wir beide nicht schaffen.
Kosten: Bergfahrt Gondel 10,20 Euro
Bewertung der Etappe: 420 hm Aufstieg, 1890 hm Abstieg, Zeit: 5,0 Std. bis Zams (Soll: 5:00 – 7:00 Std.) und 1:40 Std. für Stück zur Galflun Hütte vom der Bergstation der Seilbahn (Soll: 2:00 Std.), mittlere konditionelle Anforderung, kaum Trittsicherheit erforderlich
Anmerkung Zamser Skihütte: Wir waren dort und sind wieder gegangen trotzdem ich mir etwas wundgelaufen hatte. Warum? Ungepflegt und dreckig. Im Zimmer lagen mindestens Harre von drei Wochen und der Mülleimer wurde auch schon seit Wochen nicht geleert. Pfui…
Bewertung Galflun Alm: klein, nett, urig, absolut empfehlenswert. Die schönste Hütte der Tour. Warme Duschen ;-)). 10 von 10 Punkten. Reservieren, da nur sehr wenige Schlafplätze!!
Tag 4 – Galflun Alm > Abstieg Wenns > Bus Mittelberg Pitztal > Aufstieg Braunschweiger Hütte
Nach einem gemütlichen und reichlichen Frühstück steigen wir mit unserem neuen Begleiter Michael, den wir auf der Galflun Alm kennengelernt haben, nach Wenna am, um dort den Bus nach Mittelberg im Pitztal zu nehmen. Nach einer ca. einer Stunde fahrt erreichen wir unser Ziel. Ab jetzt heißt es Aufsteigen. Durch die Bauarbeiten am Gletscher ist der alte Zustieg zur Braunschweiger Hütte gespeert und nicht mehr begehbar bzw. nur noch über einen Klettersteig. Wir nehmen den neuen schön ausgesetzten Weg, der für manche Wanderer sicherlich sehr ausgesetzt wirkt und einen guten Tiefblick gewährt. Hier heißt es konzentrieren, denn teilweise besteht Absturzgefahr auf de schmalen Weg. Mit einigen Pausen, um die schöne Aussicht zu geniesen, kommen wir sehr früh auf der Braunschweiger Hütte an und können dort die Ruhe und das Panorama geniesen, bevor die ganzen Bergschulen eintreffen.
Kosten: 5,80 Euro Busfahrt Wenns – Mittelberg
Bewertung der Etappe: 1080 hm Aufstieg, 980 hm Abstieg, Zeit: 1:30 Std. bis Wenns und 3:15 Std. für den Aufstieg Braunschweiger Hütte – ganz gemütlich – (Soll: 3:00 Std.), mittlere konditionelle Anforderung, Trittsicherheit erforderlich
Bewertung Braunschweiger Hütte: Trotzdem die Braunschweiger Hütte fast so groß ist wie die Kemptener Hütte, ist es aber noch eine Hütte mit nettem Personal und Hüttenfeeling. Aber bitte reservieren!!
Alternative Route: Bei dieser Route braucht man ein paar Tage länger, aber ich würde sie das nächste Mal gehen. 1. Etappe: Galflun Alm > Piller > Panorama Weg über Aifner Alm, Falkauns Alm > Dr. Angerer Höhenweg > Verpeilhütte 11 (!!) Std., 2. Etappe: Verpeilhütte > Kaunergrathütte, 3. Etappe: Kaunergrathütte > Mittelberg > Braunschweiger Hütte
Tag 5 – Braunschweiger Hütte > Rettenbacherjoch > Rettenbacherferner > Bus Parkplatz Teifenbacherferner > Panorama Weg > Absteig nach Vent > Aufstieg Matrin Busch Hütte
Leider ist das Pitztaler Jöchl wegen Steinschlag gesperrt, so daß wir durch das Söldener Skigebiet über den Rettenbacherferner – unschwierig, keine Steigeisen notwendig – laufen mussten. Um schnellst möglich dem Alptraum zu entkommen, nehmen wir von der Talstation Rettenbachferner den Kleinbus zum Parkplatz Tiefenbacherferner durch den Tunnel, den man auch zu Fuß begehen kann. Ab hier wir es dann wieder aber sehr schön. Über den Parnorma Weg geht es Richtung Vent. Im Hintergrund sieht man schon die Similaun Spitze, die immer größer wird, je länger wir unterwegs sind. Von Vent geht es auf einem breiten „Forstweg“ immer leicht bergauf zur Martin Busch Hütte. Dort angekommen genehmigen wir uns als erstes ein Bier’chen. Schmeckt das! Und Glück haben wir auch noch ca. eine Stunde nach unserer Ankunft zieht ein Gewitter auf und es fängt an zu hageln.
Bewertung der Etappe: 740 hm Aufstieg, 840 hm Abstieg, Zeit: 5:40 Std. bis Vent (Soll: 7:00 Std.) und 1:50 Std. für den Aufstieg Martin Busch Hütte (Soll: 2:00 Std.), mittlere konditionelle Anforderung, keine Trittsicherheit erforderlich
Bewertung Martin Busch Hütte: Nicht auszusetzen aber auch nicht zu lobben…
Alternative Route: Und noch einmal ein kleiner Umweg, der sich sicherlich lohnt. Aber Steigeisen und Seil erforderlich!! 1. Etappe: Braunschweiger Hütte > Mittelbergjoch > Wildspitze oder Mitterkar Joch > Breslauer Hütte, 2. Etappe: Breslauer Hütte > Brandenburger Haus, 3. Etappe: Brandenburger Haus > Martin Busch Hütte
Tag 6 – Martin Busch Hütte > Aufstieg Similaunhütte > Abstieg Vernagt > Bus Meran > Youth Hostel Meran
Wie schon am Ende. Der letzte Wandertag beginnt, wir können es kaum fassen, daß wir heute Abend in Meran sein sollen?! Heute geht es zum höchsten Punkt der Wanderung auf die Similaunhütte 3016 m. Der Aufstieg ist nicht schwer und angeblich kann man die kürze Varinate über den Gletscher nehmen, wir sind außenherum gegangen. Auf der Hütte eine heiße Schoklade und dann noch einmal ein netter Abstieg erst wild und steil, dann aber nach einer Stunde wird es gemütlich und wir lassen jeder für uns die Wander Revue passieren. Das erstemal auf dieser Tour sehen wir Murmeltiere – endlich – wo haben sich die die Vieh’cher den die ganze Zeit versteckt… Am Vernagt Stausee nehmen wir dann den Bus nach Meran und übernachten dort. Es erscheint alles sehr laut nach den Tagen der Ruhe und Einsamkeit.
Kosten: Bus nach Meran 4,80 Euro
Bewertung der Etappe: 500 hm Aufstieg, 1300 hm Abstieg, Zeit: 2:00 Std. bis zur Similaunhütte (Soll: 2:00 Std.) und ca. 2:30 Std. für den Abstieg (Soll: 3:00 Std.), mittlere konditionelle Anforderung, keine Trittsicherheit erforderlich
Tag 7 – Bus Meran – Oberstdorf > Rückreise Köln
Wir fahren mit einer Bergschule im deren Bus zurück nach Meran. Vorteil wir brauchen nur ca vier Stunden anstatt acht bis zehn Stunden mit der Bahn und sparen auch noch Geld.
Kosten: 40 Euro für den Bustransport nach Oberstdorf.